Die Prostitution ist eine der häufigsten Drogenfinanzierungsmethoden süchtiger Frauen.
Bis Ende 2006 knüpften Beschaffungsprostituierte in Saarbrücken ihre Kundenkontakte auf der Eisenbahnbrücke in unmittelbarer Nähe des DHZ. Dort verlief die Grenze des damaligen Sperrgebiets.
Die Menschen, die in der Nähe von DHZ und Straßenstrich wohnten, erlebten das Prostitutionsgeschehen als massive Störung und fühlten sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt (Belästigung weiblicher Nachbarn durch Prostitutionskunden, starker Straßenverkehr).
Die Frauen auf dem Straßenstrich waren – ob im Entzug oder unter starkem Drogeneinfluss stehend – sich selbst überlassen. Solidarisches Verhalten gab es kaum. Persönliche Animositäten und Konkurrenzdruck unter den Frauen sowie polizeiliche Repression im direkten Umfeld des DHZ führten zu Vereinzelung. Belastend kam hinzu, dass sich sporadisch Zuhälterstrukturen aus dem Drogenmilieu konstituierten, die mit Erpressung, Raub und körperlichen Übergriffen einhergingen. Die Beschaffungsprostituierten litten unter den Arbeitsbedingungen, die beschriebenen Umstände verunsicherten sie und wirkten sich negativ auf das Treffen und Durchsetzen geschäftlicher Vereinbarungen mit Kunden und auf das eigene Sicherheitsmanagement aus.
Um den Bedürfnissen beider Interessengruppen gerecht zu werden, wurde das Angebot “Le Trottoir – Hilfen für Prostituierte“ konzipiert und bei gleichzeitiger Erweiterung des Sperrbezirks durch Veränderung der saarländischen Sperrbezirksverordnung im Januar 2007 eröffnet. Die Konzeptionierung des Projekts als Außenprojekt des DHZ und seine Implementierung verdanken sich der Kooperation von Vertretern des MiJAGS (Ministerium für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales), der Stadt Saarbrücken, des Regionalverbands Saarbrücken, der Polizei und des DHZ . Basis aller Überlegungen ist die Überzeugung, dass Prostitution und Drogengebrauch als gesellschaftliche Realitäten durch Repression nicht zu verhindern sind.